DIE 2000er-JAHRE

Die Blase platzt

Das neue Jahrtausend begann mit einer erstaunlichen Innovation, die aber auch unvorhergesehene Konsequenzen mit sich brachte.

Das schnelle Wachstum der Lebensversicherung in den 1990er Jahren kam mit dem Beginn des neuen Jahrtausends zu einem abrupten Stillstand. Der Zusammenbruch der Dotcom-Blase im Jahr 2000 war an der Börse deutlich zu spüren. Der plötzliche Rückgang der Zinssätze und die erhöhte Volatilität auf den Finanzmärkten schadeten auch den Versicherungsinvestitionen.

Dank konservativer und langfristiger Investitionen konnte sich die Lebensversicherungsbranche zum Glück schnell erholen. 2005 hatten sich die Vermögenswerte der Versicherungen trotz anhaltend niedriger Zinssätze wieder größtenteils normalisiert. Die Finanzkrise führte jedoch zu einer intensiven Auseinandersetzung und einer Neubewertung der Lage. So war diese Rezession auch gleichzeitig ein Katalysator für die Entwicklung neuer Versicherungsmodelle.

Die allgemeine Lebenserwartung stieg. Statt einer Konzentration auf das Sterblichkeitsrisiko wurde nun der Fokus auf das Langlebigkeitsrisiko gelegt. Neue Produkte befassten sich daher zunehmend mit der Altersvorsorge.

Parallel entstand eine neue Generation digitaler Unternehmen, die den vorigen Kollaps der Dotcom-Blase schnell in Vergessenheit geraten ließ. Kleine Start-ups wurden scheinbar über Nacht zu fest etablierten Marken, denn die Digitalisierung ermöglichte das Sammeln von riesigen Datenmengen und das Einsetzen von schnellen Skalierungsstrategien. Junge Unternehmen wie Google, Facebook und Amazon sollten schon bald zu den wertvollsten Konzernen der Welt gehören und unser Leben in vielfältiger Weise maßgeblich beeinflussen.

Das machte sich auch in sozialen Veränderungen bemerkbar. Das Verbraucherverhalten, die Gewohnheiten und Erwartungen der Kunden – vor allem der jüngeren Digital Natives – änderten sich dramatisch. Versicherer mussten lernen, das Internet nicht mehr nur als Werbeinstrument zu sehen, sondern auch als Chance, ihr Geschäft zu erweitern. Die Menschen hatten sich in vielen anderen Bereichen bereits an die bequeme und schnelle Nutzung von Online-Diensten gewöhnt und auch bei Versicherungen wuchs das Bedürfnis nach individuelleren Policen, schnelleren Reaktionszeiten und einem generell besseren Kundenservice.

All diese Veränderungen belebten das Geschäft für sowohl FJA als auch für COR. Mehr denn je mussten Versicherungsunternehmen ihre alten IT-Strukturen aktualisieren, um ihre Effizienz zu steigern, die Time-to-Market zu verkürzen und Verwaltungskosten zu senken. Die Auslagerung an Experten war daher sowohl operativ als auch finanziell der logische nächste Schritt.

FJA und COR konnten ihre jahrelange Expertise aus der Zusammenarbeit mit verschiedenen Versicherungsunternehmen nutzen, um Entwicklungskosten und Zeit sparen. Die grundlegenden Programme zur Berechnung und Verwaltung von Versicherungspolicen konnten für alle Kunden gleich eingesetzt werden. Für länderspezifische Regulierungen und einzigartige Produktentwicklungen kamen hingegen zunehmend individualisierte Komponenten zum Einsatz. Dies wurde schließlich in die drei modularen Software Layer Core, Country und Customer übersetzt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Verwaltung riesiger Portfolios von Policen, die sich über Jahrzehnte angesammelt hatten. Idealerweise sollten diese ebenfalls in neue Systeme migriert werden. Erneut verließen sich Versicherer dafür auf die profunden Branchenkenntnisse und Fähigkeiten der beiden etablierten Unternehmen, die schon bald eine spezielle Software für diesen Zweck entwickelten und dank ihres anhaltenden Erfolgs schließlich zu Aktiengesellschaften wurden.

Gegen Ende des Jahrzehnts stellten zwei Ereignisse die Versicherungsbranche erneut auf den Kopf. Das erste war die Einführung des iPhone im Jahr 2007. Im Laufe weniger Jahre sollte eine vollkommen neue Welt an Marken, Produkten und Plattformen entstehen, die das Verbraucherverhalten erneut massiv verändern würde.

Das zweite Ereignis war weniger positiv. Eine Auswirkung der Rezession von 2001 waren die geringen Zinssätze. Die daraus resultierenden niedrigeren Hypotheken und schlechten Renditen für zinsbasierte Anlagen machten Immobilien zu einer beliebten Alternative für Anleger. Dies führte zu der berüchtigten Immobilienblase in den USA, mit Investitionen aus der ganzen Welt. Als die Zinssätze wieder zu steigen begannen, führten eine Reihe von Zwangsvollstreckungen und Billigverkäufen 2008 zum finanziellen Zusammenbruch. Das traurige Resultat war die schlimmste Wirtschaftskrise seit den 30er Jahren - und ein erneuter Abfall der Zinssätze.

Auch FJA und COR waren davon betroffen. Die beiden langjährigen Konkurrenten fusionierten 2009 zur COR&FJA AG. Vor allem aus strategischer Sicht war es für beide Firmen sinnvoll, sich zu einer einzigen Einheit zusammenzuschließen und gemeinsam auf internationaler Ebene die Herausforderungen anzugehen.

Das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends begann turbulent und endete mit einem noch größeren Knall. Die Auswirkungen davon würden erst im darauffolgenden Jahrzehnt zu spüren sein.

Eine Reihe von Zwangsvollstreckungen und Billigverkäufen führte zum finanziellen Zusammenbruch von 2008.