DIE 1980er-JAHRE

Ein Computer auf jedem Schreibtisch

Computer revolutionierten die Arbeitswelt. Doch obwohl Lebensversicherungen die neue Technologie bereits früh verwendeten, standen sie nun vor einem neuen Problem: Die Kompatibilität der neuen Technologie mit ihren alten IT-Systemen.

Die ersten Computer in den 1950er Jahren wurden noch ohne Software geliefert. Doch Firmen wie IBM begannen bald damit, Softwarepakete in ihre Grundausstattung zu integrieren. Der erste Versuch eines standardisierten Versicherungssoftwarepakets hieß IBM 62 CFO und wurde für den eher kleinen IBM-Rechner 1401 konzipiert. Die Software basierte auf dem Ansatz von konsolidierten Funktionen, der bereits zehn Jahre zuvor von der American Society of Actuaries entwickelt worden war (das Kürzel CFO stand für Consolidated Functions System for Ordinary Life Insurance). Diese Programmreihe war ursprünglich jedoch nicht für größere Firmen gedacht, denn damals ging man davon aus, dass jede Versicherungsgesellschaft ihre ganz eigenen Bedürfnisse habe, für die man individualisierte Systeme entwickeln müsse.

Ab 1970 begann IBM, Software und Maschinen voneinander zu trennen. Dadurch entstand ein neuer Sektor für unabhängige Softwareanbieter. Gleichzeitig konnte die Computer-Mikrochip-Technologie rasante Fortschritte verzeichnen. 1980 war die Personal-Computer-Revolution in vollem Gang.

Doch Versicherungsgesellschaften standen vor einem neuen Problem: Ihr früher Einstieg in die Informationstechnologie und die Tatsache, dass sie längst eigene interne Entwicklungsteams hatten, bereiteten ihnen Schwierigkeiten, die neuen Technologien in ihre bestehenden Systeme zu integrieren.

Und auch das sogenannte Produktivitätsparadoxon, erstmals vom Ökonomen Robert Solow beschrieben, trug zu dem Dilemma bei: Solow stellte fest, dass hohe Investitionen in modernste Computertechnologie bei Unternehmen oftmals zu Verzögerungen in ihrer Produktivität führten. Dafür gab es viele mögliche Gründe, aber sicherlich spielten die hohen Kosten für die Implementierung und Wartung der IT damals eine große Rolle.

An diesem kritischen Punkt kam ein weiterer Pionier ins Spiel: Professor Dr. Manfred Feilmeier, der zusammen mit seinem Kollegen Michael Junker die Firma mit dem erstaunlich langen Namen Prof. Dr. Feilmeier, Junker & Co., Institut für Wirtschafts- und Versicherungsmathematik GmbH, später bekannt als FJA, gründete. Als Mathematiker und Versicherungsexperte hatte sich Feilmeier intensiv mit Parallelrechnern beschäftigt und brachte daher die Vision und Kompetenz mit, um den für die Versicherungsinformatik entscheidenden nächsten Schritt zu gehen.

1980 war die Personal-Computer-Revolution mit ihrem neuen Modell der verteilten Datenverarbeitung in vollem Gange.

Durch die Trennung von Produkten und mathematischen Funktionen in separate Schichten war es möglich, eine Software für alle Versicherungsunternehmen zu erstellen, die individuell ausgebaut werden konnte.

Er verstand, dass Versicherungsunternehmen sich vor allem durch ihre Produkte und Dienstleistungen unterschieden. Die Mathematik dahinter ist jedoch universell. Durch die Trennung dieser beiden Bereiche wurde es möglich, eine Software zu schaffen, die für alle Versicherungsunternehmen funktionierte. Das mathematische Schema blieb gleich, während die Produkte an das jeweilige Unternehmen angepasst werden konnten. Dadurch war es also nicht mehr notwendig, dass jedes Unternehmen für die Nutzung einer neuen Technologie seine bestehenden IT-Strukturen von Grund auf neu entwickelte. Stattdessen konnten die Unternehmen ihre Ressourcen effizienter skalieren und so wiederum den Übergang zu Computersystemen der nächsten Generation wesentlich leichter gestalten.

Auf der Grundlage dieses Prinzips gründete Prof. Feilmeier ein Unternehmen, das tiefes aktuarielles Wissen mit IT-Know-how kombinierte. Mit der Einführung von VWS Leben war FJA 1987 in der Lage, eine Standardsoftware für die Lebensversicherungsbranche anzubieten – und infolgedessen rasant zu expandieren. Aus Feilmeiers Unternehmen ist heute msg life geworden, einer der führenden internationalen Softwarespezialisten für Lebensversicherungen. Mit seinen fast 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die zu etwa gleichen Teilen aus Aktuaren, IT-Entwicklern und Branchenexperten bestehen, bleibt msg life der vor 40 Jahren etablierten Grundphilosophie auch heute noch treu.

Ende der 1980er Jahre begann die Versicherungsbranche, die Vorteile der neuen computergestützten Prozessintegration zu nutzen. Doch auch hier warteten bereits neue Herausforderungen - und Chancen.

Manfred Feilmeier